1950 – Kölle wie et ess un wor
Im Jahre 1950 steht das 1900jährige Stadtjubiläum im Mittelpunkt des karnevalistischen Geschehens und wird zum Motto des Rosenmontagszuges. Die kölner Stadtgeschichte von den Ubiern bis zur Gegenwart wird auf geistreiche und witzige Weise persifliert. Er beginnt mit dem Einzug der „Kölschen Diva“ Grete Fluss als Gründerin der Stadt Agrippina d. J. Ihr folgt ein Wagen zum Thema Kölner Uradel in Gestalt des ewige Tünnes, der gerade ein Fußbad in seinem Lieblinksgetränk Korn nimmt. Die beiden letzten Oberbürgermeister sind in humorvoller Weise auf einem weiteren Wagen als Pipin der Kleine (R. Görlinger) und seinem siamesischen Zwillingsbrüder (Dr. Schewering) vereinigt, während Bundeskanzler Dr. Adenauer ein bhesonders prunkvoller Wagen gewidmet ist. Außerdem bekommen die Kölner ihren beliebten Ritter Kunibert den Friesen nach der Schlacht von Worringen und mancherelei andere hübsche Überraschungen zu sehen.
Über eine Millionen Besucher stehen in diesem Jahr begeistert am Zugweg. Der Organisation des Zuges kostet für damalige Zeit stattliche 155.000 DM, das Wurfmaterial muss jeder selber bezahlen. Es kommt einiges zusammen: 5 Zentner Kamelle, 3000 Kleinpackungen Pralinen, 10 000 Tafeln Schokolade und 5000 Mimosen-Veilchensträuße regnen auf die Jecken nieder. Eine fahrbare Sprühfontäne sprüht tausende Liter Eau de Cologne in die Menge und lässt die Jecken duftend zurück. Die Filmschauspielerin Trude Schneider gibt sich als „Duftkönigin“ die Ehre (Bild unten). Zum ersten Mal dabei: Kraftfahrzeuge. Bis dahin waren lediglich Pferde im Zug zugelassen, was jedoch zu manch Problemen geführt hatte. In den folgenden Jahren macht die Motorisierung des Zuges weitere Fortschritte.
„Seine Lieblichkeit“ ist seit 1949 wieder ein Mann. Die Nazis hatten ihn durch eine Frau ersetzt. Festausschuss-Geschäftsführer Rix meint, dass es durchaus dabei hätte bleiben können. Die Anderen sind andere Meinung und habe auch ein ganz praktisches Argument auf ihrer Seite: Die Finanzierung. 1950 „kostet“ die Jungfrau 20.000 DM, damals den Wert einer „kleinen Villa“. Es würde sich kaum eine Frau in Köln finden, die bereit sei, so viel Geld aufzuwenden, so dass man andere Geldquellen auftun müsste, was schwierig ist. Bereits die Organisation des Rosenmontagszugs ist nicht einfach.
Das Festkomitee richtet ein „Literarisches Komitee“ ein, das junge Redner und Sänger nach Inhalt, Form und Darbietung durch Sachkundige beraten soll.
In diesem Jahr konstituiert sich der „Bürgerausschuss“ neu. Den Vorsitz übernimmt der Oberbürgermeister, seine Mitglieder wurden von ihm berufen. Die Geschäftsstelle liegt beim 1947 gegründeten „Amt für Kölnisches Volkstum“, das 1958 in das Kölnische Stadtmuseum eingegliedert werden wird. (Heute: Abteilung Brauchtum). Der erste Veedelzug geht am 27.02.1950 – bei Regen und Schnee – wieder durch die Stadt.
Hier finden Sie ein Video zum Karneval 1950: Hier klicken (Apple Quicktime-Player erforderlich).
Wochenschau aus dem Deutschen Bundesarchiv u.a. zum Kölner Rosemontagszug (ab ca. Minute 12:15): Hier