Toni Geller („Die blaue Partei“)
Toni Geller war über Jahre der politische Büttenredner Kölns. Zwischen 1952 und 1995 war Geller einer der Topstars der Szene und begeisterte vor allem in der Type des Politikers der „Blauen Partei“. Er verkörperte einen Abgeordneten der von ihm erdachten Fraktion „Blaue Partei“, bei seinen Auftritten trug er stets eine blaue Schärpe mit entsprechendem Aufdruck. Angezogen war er mit einem grauen Anzug nebst passender Melone. Sein Slogan war: „Wir von der Blauen Partei versprechen nichts ‐ aber das halten wir auch.“
Toni Geller wurde am 6. Dezember 1924 in Köln-Poll geboren. Eine „Ulknudel“ war er schon in der Schule, wie er über sich selbst sagte. Als junger Bursche zog er in den Krieg. Als er mehr als fünf Jahre Kriegsgefangener in Sibirien war, wirkte er in einer Kulturgruppe mit. Damals dachte er noch nicht an den Karneval: „Da ging es zuerst um Politik, in den späteren Jahren wurde es legerer, es gab Operetten, un ich han der Clown jemaht.“ Aus der Kriegsgefangenenschaft zurückgekehrt heiratete Toni Geller und zog 1963 mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen nach Köln-Dünnwald, wo er bis zu seinem Tod lebte. Durch seinen Nachbarn, der in der Bütt als „Poller Boor“ auftrat, fand Geller den Weg zum Literarischen Komitee des Festkomitees, dem er sich 1952 als „Ländlicher Wahlkandidat“ vorstellte. „Om 11. im 11. im Williamsbau häls do ding Red“, sagte ihm der damalige Vorsitzende Jean Küster. „Ich konnte die Rede auswendig“, erinnert sich Geller, „doch plötzlich blieb ich stecken.“ „Jung, sag doch noch ens jet“, ermunterte ihn Küster. Schlagfertig antwortete Toni Geller: „Unser Parteiprogramm ist so reichhaltig, dat kammer janit alles em Kopp behalde.“
1962 startete Toni Geller erstmals als Führer der hochprozentigen „Blaue Partei“, die er sogar einmal im Mainzer Karneval vorstellen durfte. 1982 konnte man erstmals auch im Fernsehen miterleben, was auch zu seiner Rolle gehörte: Bei einer Musikeinspielung der Kapelle riss er sich den Hut vom Kopf und setzte ihn beim letzten Ton schlagartig wieder auf. Das war zufällig entstanden, entwickelte sich aber mit der Zeit zu einem Markenzeichen.
Ein einziges Mal war dieser unvergessene Karnevalist auch als Sänger aktiv, sein Lied hieß „Wir treten alle ein in die Blaue Partei“.
Hier eine Kostprobe seines Könnens:
Unsere Familie hat ihm in all den Jahren immer gut gut zugehört. So manches Anekdoten sind mir noch geläufig.