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Kölner Karneval

1935 – Carl Umbreit und der „Halbjude“ Hermann Schütter

Der Elferrat der Üzvögel - in der Mitte wahrscheinlich Carl Umbreit (zum Vergrößeren drauf klicken).

Der Elferrat der Üzvögel – in der Mitte wahrscheinlich Carl Umbreit (zum Vergrößeren drauf klicken).

Carl Umbreit gehört unbestritten zu den bedeutendsten Kölner Karnevalisten des letzten Jahrhunderts. Seinen Ursprung hatte er aber im Krefelder Karneval, bei den GKG Üzvögel 1900 Krefeld e.V., deren Präsident er von 1908 bis 1911 war. Bereits dort zeichnete er sich als herausragender Redner aus. Im Jahre 1911 zog es ihn indes wieder in seine Heimatstadt Köln zurück. Dort wurde er am 13. März 1911 Präsident und Kommandeur der Prinzen-Garde Köln und noch im gleichen Jahr (November 1911) auch Präsident der Großen Allgemeinen Karnevalsgesellschaft 1900 e.V. Köln, die er bis zum 8. Mai 1950 führte.

Bei den Krefelder Üzvögeln folgte ihm als Präsident Hermann Schütter nach, der die Geschicke der Gesellschaft bis zum ersten Weltkrieg leitete. Durch Ausbruch des ersten Weltkrieges kam die Vereinstätigkeit jedoch zum erliegen.

Nach Beendigung des 1. Weltkrieges trafen Umbreit und Schütter im Kölner Karneval wieder aufeinander. Hermann Schütter war dort von 1925 bis 1936 zum Schriftführer im Festkomittee Kölner Karneval aufgestiegen. Es kam zum Konflikt: Aufgrund einer Auseinandersetzung um Regularien zog Schütter den Groll von Umbreit auf sich. Und nicht nur das: Umbreit hatte sich zu einem überzeugten Nationalsozialisten entwickelt und Schütter war – so behauptete es jedenfalls Umbreit – Halbjude.

Ehrenurkunde für Schütter, unterschrieben von Fritz Maaß und Carl Umbreit.

Ehrenurkunde für Schütter, unterschrieben von Fritz Maaß und Carl Umbreit.

Im Jahre 1933 schrieb Umbreit an das Festkomitee, dass er den Schriftwechsel mit dem „Juden Hermann Schütter“ ablehne. Dennoch konnte sich Schütter noch bis in die Session 1935/1936 in seiner Position halten. Dann ging Umbreit noch einen Schritt weiter. Im Kölner und rheinischen Sängerleben, welches zu dieser Zeit eng mit dem Kölner Karneval verbunden war, hatte Schütter eine exponierte Stellung inne. Umbreit schrieb deshalb im Dezember 1935 einen Brief an Julius Stryk vom Deutschen Sängerbund, in dem er gegen Schütter hetzte. Das Schreiben von Umbreit hatte die erhofften Folgen: Schütter (Inhaber der Firma „Addier- und Buchungsmaschinen“ in Köln) verlor aus „rassischen Gründen“ nicht nur seine Position im Deutschen Sängerbund, sondern musste schließlich auch seine Tätigkeit als Schriftführer des Festkomitees aufgeben.

Nach dem Krieg konnte Umbreit sich trotz dieser perfiden Aktion weiter im Karneval halten.

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