1964 – Jupp Schmitz – Der Hirtenknabe von St. Kathrein
Jupp Schmitz – wegen seines markanten Oberlippenbartes von den Kölnern liebevoll „der Schnäuzer“ genannt – war einer der bekanntesten Kölner Karnevalsstars der Nachkriegszeit.
Dabei hatte seine Karriere ganz seriös begonnen: Seit seiner Kindheit bekam er Klavierunterricht und ließ sich anschließend am Konservatorium zum Konzertpianisten ausbilden. Danach spielte er in Kaffeehäusern oder machte Musik in Stummfilmkinos.
Nach dem Krieg wandte sich der „Schnäuzer“ dem Karneval zu und hatte 1948 mit dem Nonsens-Lied „Fitzlafutzlakaja“ und mit „Ich fahr’ mit meiner Lisa zum schiefen Turm nach Pisa“ großen Erfolg. 1949 lieferte er mit „Wer soll das bezahlen?“ einen der Klassiker der Nachkriegszeit. Mit dem Lied traf er die Gemütsverfassung der Kölner, die kurz nach der Währungsreform nahezu vor dem Nichts standen und sich dennoch dem Wiederaufbau widmeten und trotz aller Widrigkeiten wieder Karneval zu feiern wussten.
Es folgten viele weitere eingängige Karnevalsschlager, die auch heute noch zum Repertoire der fünften Jahreszeit gehören. Sie wurden von Schmitz selbst vorgetragen, wobei er sich in der Regel auch selbst am Klavier begleitete. Wer kennt nicht die Lieder „Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel“, „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“ oder „Es ist noch Suppe da“. Sie wurden und werden nicht nur in Köln gesungen, sondern fanden im deutschsprachigen Raum Verbreitung.
Seine Bekannt- und Beliebtheit schützte ihn jedoch nicht vor seinem persönlichen Waterloo. Als Jupp Schmitz auf der Prinzenproklamation am 22. Januar 1964 erstmals vom „Hirtenknaben von Sankt Kathrein“ sang, dem ein Schäfchen fehlen tat und dem sein Mütterlein sagt „Wie kann dir eins fehlen? Du kannst doch nicht zählen!“ fiel er beim Publikum gnadenlos durch. Weder sein veränderter Aufzug – Lederhose statt wie sonst im Smoking – noch der Inhalt des Liedes kam bei den Kölnern an. Schon bei der dritten Strophe (von fünf) machte sich im Saal Unruhe bemerkbar. Gnadenlos wurde er jeletsch (ausgebuht). Selbst der Sprecher des WDR-Fernsehens glaubte sich verpflichtet, die unsichtbaren Teilnehmer an der Kölner Prinzen-Proklamation zu ermuntern: „Bleiben Sie noch ein bisschen am Apparat, es wird gleich wieder ganz nett.“
Trotzig und voller Groll verließ Schmitz wie ein begossener Pudel die Bühne, seine Kölner hatten ihn seiner Meinung nach völlig unangemessen behandelt: „Wenn es der Bestie Volk nicht gefällt, pfeifen sie einen von der Bühne herunter – hab ich dat noch nüdig?“. Das Publikum hatte seiner Ansicht nicht begriffen, dass es sich um eine Persiflage handelte – eine Parodie auf die Heimattümelei des Unterhaltungsfilmes. Das hätte man richtig ansagen müssen. Und auch für seine Kleidung fand er eine Erklärung. Er habe wie üblich einen Smoking anziehen wollen, der Regisseur aber habe auf dem „Seppl-Kostüm“ bestanden.
Aber wie das so ist in Köln: Schänge un laache (schimpfen und lachen) liegen nah beieinander. Einige Zeit später hatte sich Schmitz mit seinen Kölnern wieder versöhnt und präsentierte eine umgedichtete Version des Liedes („Parodie auf die Parodie“), die er diesmal im Anzug präsentierte und das ihn mit dem Publikum versöhnte:
„Der Hirtenknabe von Sankt Kathrein,
der denkt noch heute an Köln am Rhein.
Er sang seine Lieder,
da pfiffen die Brüder,
drum singt er nur noch in Sankt Kathrein.“
In den letzten Jahren seines Lebens wurde es um Jupp Schmitz ruhiger. Doch sich nur dem Ruhestand zu widmen war nichts für ihn. Mit 82 Jahren war Jupp Schmitz 1983 überraschend Ehrengast auf der Prinzenproklamation. 1988 trat er mit den Bläck Fööss im Millowitsch-Theater auf und sorgte dort für stehende Ovationen. Auch sein berühmter letzter Auftritt kurz vor seinem 90. Geburtstag 1991 im Senftöpfchen, bei dem er dem Publikum zwei Stunden lang vielseitige Unterhaltung vom Feinsten präsentierte, ist den Kölnern in Erinnerung geblieben. Zwei Monate später, im März 1991, starb Jupp Schmitz. Sein Tod fand sogar in der „Tagesschau“ Erwähnung – ein Zeichen für die überregionale Bekannt- und Beliebtheit des Künstlers. Eines seiner bekanntesten Lieder „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“ ziert seinen Grabstein auf dem Kölner Melaten-Friedhof.
Heute erinnert das Jupp-Schmitz-Denkmal auf dem Jupp-Schmitz-Plätzchen an der Marspfortengasse in der Kölner Altstadt an diesen großen Künstler.
Ich versuche seit längere Zeit das Lied bzw. die Schallplatte mit dem Lied von Jupp Schmitz „Ich bin ein rheinischer Junge“ zu bekommen. Leider bisher erfolglos.
Können Sie mir helfen?
Besten Dank im voraus.
Mit freundlichen Grüßen Heinz Wolfers
Guten Tag. Ich bin vergeblich auf der Suche nsch Klavier- oder Akkordeon-Noten des Lies von Jupp Schmitz:“Die Vögelein vom Titicaca-See.“ Haben Sie eine Idee oder können Sie mir empfehlen, wie ich an diese Noten kommen kann. Besten Dank und freundliche Grüße:
Lothar R. Simon, Niederkassel